Verehrte Kunst- und Kulturfreunde,
Penzberg ist eine junge Stadt, deren Entwicklung eng
verknüpft war mit der Ausweitung des Kohlebergbaus seit Ende des 18.
Jahrhunderts. 1966 wurde das Bergwerk geschlossen. Penzberg stand vor einem
wirtschaftlichen und strukturellen Neubeginn. Im wirtschaftlichen Bereich
gelang dies mit der Ansiedlung neuer Betriebe ziemlich rasch. Geselligkeit und
Sport hatten in Penzberg seit jeher einen hohen Stellenwert. Im kulturellen
Bereich etablierten sich während der Bergwerkszeit nur wenige Vereine.
Seit etwa 25 Jahren nimmt das kulturelle Leben stetig einen erstaunlichen
Aufschwung. Dies liegt an den verstärkten finanziellen und
organisatorischen Anstrengungen der Stadt, was unter anderem zur Gründung
der Musikschule und zur Einrichtung des Stadtmuseums führte und ganz
wesentlich auch an Initiativen aus der Bürgerschaft. Vereine und Gruppen,
die sich im kulturellen Bereich engagieren, entstanden.
Da Penzberg kaum über historische
Sehenswürdigkeiten verfügt, versucht man nun, die Stadt durch
Schaffung neuer Einrichtungen für Bewohner und Gäste attraktiver zu
gestalten. Neben dem Bergwerksmuseum sollen Denkmäler an die Bergwerkszeit
erinnern.
Bei der kulturellen Aufwertung der Stadt spielt das
Gedenken an den Kunstmaler und Profesor Heinrich Campendonk ein besondere
Rolle. Heinrich Campendonk ist der einzige Künstler von Weltformat, der
Szenen und Motive, die er in der Arbeiterstadt Penzberg beobachtete, in seine
Bilderwelt einfließen ließ. In den letzten Jahren rückte die
enge Verbindung Campendonks zu Penzberg mehr und mehr in das Bewusstsein der
Öffentlichkeit.
1997 wurde das Passionsfenster Campendonks in der
katholischen Stadtpfarrkirche Christkönig eingebaut. Im Jahr 2000 erhielt
die Realschule den Namen Heinrich-Campendonk-Realschule. 2002 erinnerte die
Stadt mit einer viel beachteten Sonderausstellung im Stadtmuseum an den
großem Künstler. Die Nachkommen Campendonks leisteten jeweils
wertvolle Hilfe.
Zwei Projekte stehen nun auf der Wunschliste der
Kulturfreunde in Penzberg:
- Die Einrichtung eines Ausstellungsraumes mit Werken
Campendonks.
- Der Einbau des Fensters "Jesaja" von Campendonk in
der Christkönigskirche.
In verständlicher und für Penzberg
bedeutungsvoller Symbolik wird in diesem Fenster die Berufung Jesajas zum
Prophetendargestellt: Ein Engel (Seraphim) hält in seinen Händen eine
Zange mit glühender Kohle, mit der er den Mund des Propheten Jesaja
berührt, um so dessen Lippen zu reinigen (Jes. 6). Jesaja hält ein
Spruchband in seinen Händen, das die Weissagung trägt: "Seht eine
Jungfrauwird empfangen und einen Sohn gebären, sein Name ist Immanuel"
(Jes. 7,14). Dargestellt ist auch die Prophezeiung, dass dem Volk Israel ein
Spross erwachsen werde - der Messias (Christkönig). Die Säge erinnert
daran, dass Jesaja das Eintreten für seine Überzeugung als
Märtyrer mit dem Leben bezahlte.
Bei diesem Fenster handelt es sich um einen Teil eines
Entwurfes für ein riesiges Nordfenster (25m hoch und 8m breit) des
Kölner Domes. Das Fenster "Jesaja" enstand als farbliches Probestück
in Zusammenarbeit zwischen Heinrich Campendonk und Hein Derix, dem damaligen
Eigentümer der der Werkstätte für Glasmalerei, die im Besitz
dieses Fensters ist. Campendonk musste letztlich aus gesundheitlichen
Gründen auf die Ausführung des gesamten Fensters im Kölner Dom
verzichten. Nun soll das Original-Probefenster einen schönen und
endgültigen Platz in der Penzberger Kirche erhalten.
Mit Ihrer Unterstützung unserer Gemeinschaft - in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Penzberg und der Kirchengemeinde Christkönig - werden wir es schaffen, dieses einmalige und attraktive Kunstwerk als kulturelle Bereicherung für Penzberg zu erwerben. Deshalb bitten wir auch Sie um eine großzügige Spende. Die Kosten belaufen sich auf etwa EUR 60 000.
Vielen Dank für Ihre Mithilfe
Spendenkonto Campendonk:
Kontonummer: 9027905 Bankleitzahl: 703 510
30 Sparkasse Penzberg Alle Spenden und Beiträge sind
steuerlich abzugsfähig!
Das Objekt:
Heinrich Campendonk: Jesaja, ca. 1954;
Bleiverglasung 349 x 106 cm Erstausführung: Firma Hein
Derix, Kevelaer - das Original kann derzeit in der Christkönigskirche
besichtigt werden! |
|
Heinrich Campendonk: Passionsfenster, 1937;
Bleiverglasung 55 x 150 cm Erstausführung:
niederländischer Pavillon Weltausstellung Paris, 1937
Zweitausführung: katholische Pfarrkirche Christkönig,
Penzberg, 1997; Einbau durch Firma Hein Derix, Werkstätten
für Glasmalerei, Mosaik und Restaurierungen, Kevelaer
Heinrich Campendonk 1889 - 1957 Jüngster
"Blauer Reiter" un bedeutender Vertreter des "Rheinischen Expressionismus".
1889 |
Geboren am 3. November in Krefeld |
1905-09 |
Besuch der Kunstgewerbeschule in Krefeld;
Schüler von Johann Thorn Prikker |
1911 |
Übersiedlung nach Sindelsdorf bei Penzberg
auf Einladung von Franz Marc und Wassily Kandinsky |
1911/12 |
Aufnahme in den Almanach "Der blaue Reiter" und
Beteiligung an den Ausstellungen der Gruppe; Ölgemälde,
Tuschpinselzeichnungen und Hinterglasbilder entstehen |
1913 |
Teilnahme an dem von Herwarth Walden veranstalteten
"Ersten Deutschen Herbstsalon" in Berlin |
1914 |
Sein Malerfreund August Macke fällt |
1916 |
Freund und Vorbild Franz Marc fällt bei Verdun;
Übersiedlung nach Seeshaupt am Starnberger See. Hier
entstehen fast alle Holzschnitte Campendonks und die Bilder, auf denen
Penzberger Motive zu finden sind, darunter "Der Penzberger Reiter",
"Barbarazeche Penzberg", "Vorstadtbauern", "Die Armen" ... |
1922 |
Rückkehr nach Krefeld; Tätigkeit u.a. als
Bühnenbildner am Krefelder Theater |
1923 |
Lehrtätigkeit an der Kunstgewerbeschule
Essen |
1926 |
Berufung als Leiter einer Klasse für
Monumentalmalerei an der Düsseldorfer Kunstakademie (Wandmalerei,
Glasmalerei, Mosaik und Gobelinweberei); erstes Glasfenster für den
Jreuzgang der Augustinerklosterkirche, Marienthal |
1933 |
Entlassung aus dem Lehramt als "entarteter
Künstler" durch die Nationalsozialisten; Emigration über Belgien nach
Holland |
1935 |
Berufung als Professor an die Rijksacademie van
Beeldende Kunsten, Amsterdam; bei seinen Studenten erfreut er sich bald
höchster Anerkennung |
1937 |
Bei der Weltausstellung in Paris erhält das in
der Penzberger Christkönigskirche eingebaute Passionsfenster den
Grand Prix |
1951 |
Nach der Ausführung zahlreicher Kirchenfenster
erhält Campendonk den Auftrag für den Entwurf eines Nordfensters am
Kölner Dom, dieses Fenster wird wegen Erkrankung des Künstlers nicht
realisiert; er wird niederländischer Staatsbürger |
1956 |
Ernennung zum Ritter vom Orden "De Neederlandse
Leuw" |
1957 |
Heinrich Campendonk verstirbt am 9. Mai in
Amsterdam |
In den folgenden Gebäuden sind derzeit Fenster
(teilweise mehrere) von Heinrich Campendonk zu sehen:
Bahnhof Muiderport, Amsterdam Bank von
Indonesia, Amsterdam First Church of Christian Scientists, Amsterdam
Verwaltungsgebäude der ANIEM, Amsterdam Bonner Münster
Landtagsgebäude Düsseldorf St. Paulus, Düsseldorf
Münsterkirche Essen kath. Pfarrkirche Hamburg-Blankenese evang.
Kirche Köln-Kalk Augustiner-Klosterkirche, Marienthal kath.
Kirche Christkönig, Penzberg kath. Pfarrkirche Vochem Bei
Brühl Museum Schloss Moyland und in weiteren Museen; zahlreiche
Entwürfe wurden nicht ausgeführt; einige Fenster wurden im Krieg
zerstört. |